Der gesellschaftspolitische Auftrag, der mit Inkrafttreten des Rundfunkgesetzes von 1968 an den ORF als Masseninformationsinstitution gerichtet wurde, manifestierte sich auch in der Architektur, welche
diese soziale Funktion beinhalten sollte, die sich Roland Rainer ausgedacht hat – in diesem Sinne ein Gebäude der Menschen für die Menschen, ein öffentliches Gebäude, das für alle zugänglich ist.
„Es ist Aufgabe des Architekten, den Menschen ein vollständiges, menschliches, humanes Weltbild zu vermitteln. Wir müssen daran denken, dass wir nicht nur Häuser bauen, wir müssen wissen, dass wir eine Welt bauen.“
Die Umwandlung dieser sozialen Forderung in Architektur erfolgt also in Kombination mit Roland Rainers theoretischen Prämissen, die durch dieses Zitat veranschaulicht werden können und daher durch ein großes Verantwortungsbewusstsein für das kulturelle Erbe der Vergangenheit, die Gestaltung der kulturellen Gegenwart, gekennzeichnet sind und sozio-räumliche Fakten, die in Zukunft der Nachwelt übergeben werden.
Schlüsselwörter wie Rationalität und Transparenz, sowohl soziale als auch architektonische Postulationen, werden räumlich, wie aus der Auswahl und Materialisierung der Konstruktion mit ihrer expliziten Struktur und Modularität hervorgeht. Die Skelettkonstruktion der Gebäude und die Verwendung vorgefertigter Elemente sind deutlich und unbedeckt sichtbar – vom ursprünglichen Entwurf von 1970 bis zur letzten großen Erweiterung des südlichen Büroflügels im Jahr 2003.
Die gerade vorgestellten Interpretationen stehen in Beziehung zu den Postulaten der modernen Bewegung. Durch die funktionale Organisation fand das immense Volumen dieses Gebäudekomplexes, das notwendig war, um die öffentlichen Anforderungen zu erfüllen, eine gelockerte Struktur, die durch bestimmte räumliche Elemente akzentuiert wird: Wasserbecken, Atrien, Loggien, Terrassen, Pflanzungen.