Ein großindustrieller Betrieb hat für seine Arbeiter eine höchst moderne Siedlung errichtet. Die Werksiedlung dient den Arbeitern und ihren Familien als Wohnung und befindet sich in Fußgänger- bzw. Radfahrentfernung vom Werk und dem gewachsenen Ort.
Die Flachbau-Siedlung mit Teich, Bepflanzungen die als Windschutz dienen, Wohn- und Küchengärten, mit Kinderspielplatz und Planschbecken samt als Rutsche ausgebildeter Spielplastik aus Kunststein (mit Mosaikeinlagen von Wander Bertoni), kann sowohl als Fortsetzung von Siedlungsideen der Zwischenkriegszeit als auch als modellhafte Umsetzung neuer sozialer wie ökologischer Bemühungen gedeutet werden.
Roland Rainer hat sich in dieser Zeit theoretisch intensiv mit internationalen Entwicklungen zum Wohnen auseinander gesetzt.
Die Werksiedlung Mannersdorf ist ein hervorragendes Beispiel für moderne Siedlungspolitik, wobei die Bauform sich strikt an den Grundprinzipien der Funktionalität orientiert. Die ebenerdigen Baukörper mit ihren 15 Grad geneigten Dächern bildeten eine deutliche Antithese gegen die geläufigen Hauswürfel der Einfamilienhäuser, wie sie damals üblich waren. Die bautechnisch einfach zu realisierenden, wenig geneigten Dächer aus Deckenfertigteilen beweisen, dass Rainer sich nicht ideologisch vom Flachdach als „ikonographisches Kürzel für Moderne“ vereinnahmen hatte lassen.
Die Siedlung ist in der Fachwelt wenig gewürdigt, im Gegensatz zu den späteren Projekten Roland Rainers in Wien-Veitingergasse (mit Carl Auböck), Wien-Maurerberg und Linz-Puchenau.