Kulturellem Nahversorgungszentrum in Wien-Donaustadt, dem Bezirkszentrum Kagran, droht der Abriss!
Zum „Tag des Denkmals“ (Bundesdenkmalamt) am kommenden Sonntag, 25.9., fordern die Aktionsgruppe „Bauten in Not“ und „Docomomo Austria“ den Erhalt dieses einzigartigen Begegnungsortes.
Wien (OTS) – Das Anfang der 1970er-Jahre eröffnete Bezirkszentrum Kagran (heute Donaustadt) am Schrödingerplatz, entworfen von Leber & Mathá, ausgeführt von Kremnitzer & Fickl, geht auf Roland Rainers Planungskonzept aus dem Jahr 1962 zurück. Im Sinne der Entwicklung Wiens zu einer polyzentrischen Stadt waren, nach dem Vorbild der historischen Vororte, neue Subzentren geplant. An der Schnittstelle zwischen Wagramer Straße und Donaustadtstraße sollte ein urbanes Zentrum mit Läden, Markt, Amtshaus, Mittelschule, Kino, Saalbau und weiteren Bauten der Gemeinschaft und des Konsums entstehen.
In einer ersten Phase wurde das Bezirksamt mit benachbartem Saalbau sowie einer Volkshochschule mit Bücherei und Jugendzentrum errichtet. Die geplanten Ausbaustufen wurden durch die raschen Entwicklungen des benachbarten Einkaufszentrums (Donauzentrum) überholt. Großformatige Waschbetonelemente in Fertigteilbauweise prägen die Außenerscheinung der Anlage. Der großzügige, begrünte Hof im Inneren der Anlage sowie zum öffentlichen Raum orientierte Arkaden schaffen Freiräume mit abwechslungsreichen Qualitäten. In dem brutalistischen Bau, der im Wiener Kontext einzigartig ist, klingen „Team X“ Töne und damit strukturalistische Bezüge an. Nach knapp fünf Jahrzehnten des Betriebs befindet sich das Ensemble in authentischem bauzeitlichem Zustand.
Die Bezirksverwaltung wird in den kommenden Monaten in das von ARE und SIGNA entwickelte benachbarte Hochhausprojekt „Vienna TwentyTwo“ übersiedeln; die VHS zu einem späteren Zeitpunkt ins Erdgeschoß des Wohnbauprojekts „Rote Emma“. In weiterer Folge ist geplant, das Bezirkszentrum, dessen Eigentümerin die Stadt Wien ist, abzureißen. Neben den Bezügen zu den städteplanerischen Ideen Roland Rainers, den räumlichen Qualitäten für das Viertel und dem authentischen Bauzustand ist das Bezirkszentrum Donaustadt nicht zuletzt aufgrund der Anpassbarkeit seiner Struktur an neue Raumnutzungen im Sinne des Slogans „Denkmalschutz ist Klimaschutz” dringend zu erhalten. In der Donaustadt kann eine auf soziale Nachhaltigkeit setzende Stadtpolitik und ein zukunftsorientierter Denkmalschutz gemeinsam neue Maßstäbe für einen klimabewussten Umgang mit dem Erbe der jungen Zweiten Republik setzen. Detailliertere Infos zum Bau auf der Website www.bauten-in-not.at.
Weiterführende Links (mit Fotos): „Gallis, Johann; Vejnik, Lukas: Strukturalistische Ansätze in der Donaustadt“ (Architekturstiftung.at): https://bit.ly/3R5C0cm. DOCOMOMO Austria: https://www.docomomo.at; #SOSBrutalism, DAM Frankfurt am Main („District Center Kagran“ in Vienna): https://www.sosbrutalism.org.
Rückfragen & Kontakt:
Aktionsgruppe „Bauten in Not“ (www.bauten-in-not.at), eMail: bauten-in-not@gmx.at; DOCOMOMO Austria (www.docomomo.at), eMail: info@docomomo.at