Dr. habil. Johanna Blokker (BTU Cottbus-Senftenberg)
“There is no such thing as heritage.” So bringt Laurajane Smith die Auffassung vieler WissenschaftlerInnen, die heute im – traditionell von Archäologen, Kunsthistorikern und Architekten besetzten – Gebiet der Denkmalpflege tätig sind, provozierend auf den Punkt: Das Denkmal sei gar kein Objekt, gar kein Ding, das es zu erfassen, zu bewerten und zu erhalten gelte. Es sei vielmehr eine menschliche Praxis, ein kultureller Prozess, nur mit Mitteln der Soziologie, Anthropologie, Kulturgeographie – sprich: der primär menschenzentrierten statt objektzentrierten Wissenschaften – vollständig zu begreifen.
Verständlicherweise tun sich viele DenkmalpflegerInnen mit dieser Auffassung schwer. Sie stellt nicht nur den Wert ihrer fachlichen Expertise, ihre Deutungs- und Entscheidungshoheit in Frage. Gerüttelt wird auch an Sinn und Zielen ihrer Tätigkeit, der theoretischen Basis, auf der diese ruht, am methodologischen, praktischen und auch verwaltungstechnischen Überbau, mit dem sie verfolgt wird. Während manche den Heritage-Begriff deswegen ablehnen und sich hinter den Fachgrenzen der „Baudenkmalpflege“ verschanzen, oder aber resigniert versuchen, sich etwa mit den neuen Anforderungen der bürgerlichen Partizipation abzufinden, sehen andere im wachsenden Heritage-Diskurs einmalige „Chancen, neue Ansätze aufzugreifen, BündnispartnerInnen zu gewinnen und die gesellschaftliche Rolle [der Denkmalpflege] auch in einem veränderten Umfeld zu bewahren oder gar zu festigen“.
Im Beitrag wird gefragt, welche Chancen und Herausforderungen der Paradigmenwechsel vom Denkmal zum Heritage für die Denkmalpflege darstellt – oder handelt es sich hier um eine Paradigmenerweiterung vom Denkmal bis hin zum Heritage?
Prof. Dr. Johanna Blokker ist Architekturhistorikerin und Inhaberin des Lehrstuhls Denkmalpflege an der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus (btu). In Forschung und Lehre widmet sie sich vor allem den politischen Dimensionen des kulturellen Erbes, zuletzt im Kontext der konservativen Kulturkritik rechtspopulistischer Gruppierungen. Sie leitet das DFG-Projekt „Bauten der Besatzungszeit: das Erbe der Demokratisierung in der architektonischen Landschaft Westdeutschlands“.
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